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Börsenkrise: Jetzt alles verkaufen?

Aktualisiert: 8. Feb.

Die Nachrichten überschlagen sich mit Hiobsbotschaften. In den Zeitungen liest man täglich von steigender Inflation, der schwierigen Energieversorgungslage und Lieferengpässen. All dies geht auch an den Börsen nicht spurlos vorbei. Wir zeigen dir, wieso man jetzt gleichwohl weiter investieren sollte und was das mit der Psyche zu tun hat.

Der Börsen-Boom im Corona Jahr 2020


In der Zeit von coronabedingten Shutdowns sassen besonders viele Menschen in den eigenen vier Wänden fest. Ablenkung bot offenbar für viele auch das Thema Finanzen. Anstatt zu Shoppen wagte man sich ein erstes Mal auf das Börsenparkett. Am stärksten wuchs die Altersgruppe der unter 30-Jährigen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde beispielsweise in Deutschland eine Steigerung von fast 70% verzeichnet.


Viele Neuanleger durften sich über massive Gewinne freuen. So ging es nach dem Corona-Tief an den Börsen wieder steil und vor allem schnell nach oben; dies vor allem für viele Tech-Aktien. Nach der anfänglichen Euphorie vieler Junginvestoren sieht die Welt heute ganz anders aus. Wir stecken bereits wieder in einer neuen Krise. Viele Tech-Werte haben stark korrigiert. Aber auch Krypto-Anlagen haben sich nicht als so krisenresistent erwiesen, wie von vielen erhofft und sind viel eher den Tech-Werten gefolgt als sich als eigene krisenresistente Anlagekategorie zu profilieren.

Kurz: Aktuell beobachten wir an den Märkten einen sinkenden Kurstrend.

War also alles nur Hype, ein ungerechtfertigter Boom bei Finanz-Apps wie Selma, Kaspar& oder findependent? Rächt sich nun der Einstiegsentscheid, getroffen aufgrund von Langeweile während des Lockdowns? Wir verraten dir in diesem Beitrag, wieso dem unserer Meinung nach nicht so ist. Ganz im Gegenteil! Investieren lohnt sich immer noch!


Bären- und Bullenmarkt: Kein neues Phänomen


Die Kurse geraten von allen Seiten unter Druck: Der Krieg in der Ukraine, coronabedingte und geopolitische Lieferschwierigkeiten, eine herausfordernde Energieversorgungslage sowie die steigende Inflation. Aber auch die erwarteten Zinserhöhungen der amerikanischen wie auch der europäischen Zentralbank und vermutlich auch der Schweizerischen Nationalbank setzen die Attraktivität von Aktien als Anlagekategorie weiter unter Druck. Für viele rekordverwöhnte Neuanleger muss diese Abkühlung ein schwerer Schock sein.


Doch ein Wechsel von Tief- und Hochphasen ist an Börsen nichts ungewöhnliches. Ganz im Gegenteil: Die sich abwechselnden Phasen von anhaltend steigenden Kursen – sogenannter #Bullenmarkt – und anhaltenden sinkenden Kursen – sogenannter #Bärenmarkt – sind für langfristige Investments typisch.

Die Börse und die Psyche


Neben dem natürlichen Konjunkturverlauf werden die Aktienkurse auch vom altbekannten Prinzip des «Angebots und der Nachfrage» bestimmt. In einem unemotionalen System – beispielsweise alleine von Computern gesteuert – würden einzig rational objektive Faktoren wie Gewinn, Umsatz, Dividenden, Marktposition, Qualität des Managements oder Zukunftschancen über den Kurs bestimmen. Tatsächlich spielen aber auch viele psychologische Einflussfaktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle. Negativschlagzeilen, Kriege und viele weitere emotional geprägte Faktoren spielen in Kauf- und Verkaufsentscheidungen eine wichtige Rolle.


Für Beispiele muss man keine grosse Zeitreise unternehmen. Als 2020 die Corona-Pandemie Europa erreichte, führte dies im März zu einem starken Börseneinbruch. Davon betroffen waren auch Branchen, die rational betrachtet in dieser Krisensituation nicht als Verlierer gelten müssten. Unvorhersehbares schürt oft Ängste, was wiederum irrationale Entscheidungen begünstigt. Denken können wir aber auch an die vielen Tweets von Elon Musk. Mit diesen kann er Unternehmenskurse oder auch Krypto-Werte wie seine Falcon Raketen in die Höhe steigen oder aber auch abstürzen lassen. Wir würden an dieser Stelle übrigens davon abraten, die eigenen Investitionen nach diesen Tweets zu richten. Das wäre dann nämlich wohl eher Spekulieren als Investieren.

Luft anhalten und durch 🤿


Es ist wie beim Schwimmen im Meer. Wenn die See ruhig ist, gelingt es fast allen, sich problemlos über Wasser zu halten. Erst wenn sich die See stürmisch zeigt, verschlucken sich ungeübte Schwimmer ohne langen Atem an den auf sie einbrechenden Wellen 🌊. Wer also kurzfristig und rein psychologisch geleitet investiert, wird sich früher oder später verschlucken. Wer dagegen den Atem anhalten kann und langfristig investiert, wird den Sturm wohl souverän überstehen. Mit langfristig meinen wir 10 Jahre und mehr.


Warum ist dem so? Dieses Phänomen geht auf die Statistik zurück, man spricht von der Regression zur Mitte. Es beschreibt eine Gesetzmässigkeit betreffend die langfristige Entwicklung der Rendite von Kapitalanlagen. Es gibt dabei eine Art Gleichgewichtstendenz. Das heisst: Sowohl unterdurchschnittliche als auch überdurchschnittliche Renditen nähern sich langfristig in der Tendenz wieder dem für die jeweilige Anlageklasse oder Portfolio durchschnittlichen Wert (arithmetischer Durchschnitt) an. Über- und Unterrenditen haben demnach nahezu immer nur vorübergehenden Charakter.


Bei kurzfristigem Anlagehorizont lässt sich das beschriebene Phänomen dagegen nicht nachweisen. Mit anderen Worten sind die Schwankungen bei kurzer Haltedauer sehr stark. Die maximalen Gewinne und Verluste fallen mit Blick auf kurze Anlagezeiträume sehr stark auseinander. Durch die Schwankungen ist man einem hohen Risiko ausgesetzt. Wenn man nun aber eine Haltedauer von 10 Jahren und mehr des gleichen Indizes anschaut, wird man das Phänomen der Regression zur Mitte erkennen können. Das heisst: Je länger du investierst, desto stärker wird sich die jährliche erzielbare Rendite dem Mittelwert dieser beiden Extremausprägungen annähern. Dieser Effekt ist auch wissenschaftlich erwiesen. Das bestätigt sich auch, wenn man in die Vergangenheit blickt: Globale Aktien haben in den letzten 120 Jahren eine annualisierte, reale (sprich inflationsbereinigte) Rendite von 5,2% erzielt.


Auch wenn die Vergangenheit – selbst bei 120 Jahren – kein Garant für die Zukunft ist, können wir von diesen Erkenntnissen lernen. Es ist somit durchaus wahrscheinlich, dass mit Blick auf die wirtschaftliche Konjunktur und einer erwünschten Inflation von maximal 2%, diese Werte mit langfristigem Anlagehorizont erreicht werden können. Selbstredend setzt dies ein gut diversifiziertes Portfolio voraus. Diversifikation erreicht man nicht nur durch eine breite Auswahl an Aktienpositionen, sondern auch durch einen Mix aus Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen, Krypto, etc. Man sollte keinesfalls alles auf eine oder nur schon wenige Karten setzten.


Auch ein Blick in die Schweiz bestätigt, dass disziplinertes Verhalten bei einem Drawdown – das heisst potenzieller Maximalverlust bei Kauf zu Höchst- und Verkauf zu Tiefstkursen – entscheidend ist. Ein von Pech verfolgter Anleger mit einem kurzen Anlagehorizont von 5 Jahren hat in den letzten 96 Jahren (also 1926-2021) 14 Mal eine negative Gesamtrendite verkraften müssen. Diese wären auf die drei grossen Marktereignisse Wall-Street-Crash 1929, Dotcom-Blase 2001 und Finanzkrise 2008 zurückzuführen gewesen. Anders sah es dagegen bei Anlegern mit einem Horizont von 10 Jahren aus: Diese hat nur dann eine negative Rendite verzeichnen müssen, wenn die Erstanlage in einem von drei Zeiträumen seit 1926 erfolgt ist, die alle mit der besagten Krise von 1929 im Zusammenhang stehen (siehe die nachfolgende Grafik). Wer nun über einen Zeitraum von 13 Jahren in Schweizer Aktien investierte, hat seit 1926 keinen Verlust auf seiner ursprünglichen Anlage verzeichnen müssen.


Der Weisheit, wonach sich der Markt nicht timen lässt, werden Anleger somit am besten mit Disziplin gerecht. Eine grosse Gefahr besteht mithin darin, dass man vermeintliche Portfoliorisiken drastisch reduziert, da die aktuelle kurzfristige Kapitalmarktentwicklung der persönlichen Risikotoleranz nicht (mehr) entspricht und man dann die anschliessende Marktaufschwungsphase verpasst: Nehmen wir als Beispiel die Corona-Pandemie. Alle, die im März 2020 ihre Aktien verkauft haben, verpassten auch die anschliessende spektakuläre Erholung 🙈. Zu bedenken ist im Übrigen, dass diese Beispielzahlen nur die Schweiz abbilden. Die Streuung ist also weit geringer als beispielsweise bei einem MSCI World.


Die Chancen einer Tief-Phase: Antizyklisches Handeln


Wie unser Beitrag «Vermögend werden: der Millionen-$-Marathon» bereits im

Titel verrät, ist Vermögensaufbau ein Marathon und kein Sprint. Tief-Phasen tun verständlicherweise weh und ein Blick ins Depot, indem alle Anzeigen auf rot stehen, ist auch nicht gerade ein Spass. Das Sprichwort, wonach nur ein realisierter Gewinn ein Gewinn ist, gilt zum Glück genauso auch umgekehrt. Die Verluste sind bis zum Verkauf nur Buchverluste. Erst wenn man die Aktien- oder Fondsanteile wirklich abstösst, also verkauft, realisiert sich der Verlust. Wie die obigen Ausführungen gezeigt haben, sollte man dies aber gerade nicht tun. Zur Erinnerung: Wir laufen einen Marathon!


Wer sich bereits zu Beginn seiner oder ihrer InvestorInnen-Kariere bewusst ist, dass die eigenen Anlagen Schwankungen unterworfen sein werden, wird es (psychologisch) leichter haben, Tief-Phasen durchzustehen. Wer sich zudem der vielen Einflussfaktoren auf die Börse bewusst ist oder versteht, wie sich die Zinspolitik einer Nationalbanken auswirkt, kann die Markgeschehnisse rationaler einordnen und in der Folge strategischer handeln. Wer dagegen glaubt, dass Reichtum und Erfolg über Nacht kommen, sollte lieber die Hände vom Investieren lassen, da man in dieser Erwartung praktisch nur enttäuscht werden kann. Vielmehr braucht es Durchhaltewillen und Disziplin. Und wenn sich Renditeversprechen zu gut anhören, um wahr zu sein – dann… nun, den Rest könnt ihr euch ja denken 😄.


Tief-Phasen bieten aber auch Chancen – man kann gewissermassen «günstig einkaufen». Wer beispielsweise in der Corona-Pandemie antizyklisch gehandelt hat – also Aktien- oder Fondsanteile nachgekauft hat – ging kurz darauf als grosser Gewinner hervor. Man kann demnach Tief-Phasen als Einstiegs- bzw. Nachkaufchance sehen. Regelmässige Investitionen (z.B. mittels Dauerauftrag) bieten sich an, um unemotional und regelmässig nachzukaufen, egal ob die Kurse gerade auf grün oder rot stehen. Wem das zu heiss ist, kann seine Daueraufträge auch unterbrechen. Handle entsprechend deinem persönlichen Risikoprofil. Andernfalls besteht die Gefahr, dass du schlaflose Nächte hast und in der Folge eine strategisch unkluge (emotionale) Entscheidung triffst. Keine brillante Idee wäre im Besonderen die Entscheidung, nun alles zu verkaufen, nur weil die letzten zwei Jahre an der Börse womöglich deine Erwartungen nicht erfüllt haben.


3 Become Wealthy Tipps für langfristigen Börsenerfolg


Investments sind stets mit Risiken verbunden. Damit einhergehen gehen gleichzeitig aber auch Chancen, die du am wahrscheinlichsten erreichst, wenn du nachfolgende Tipps beherzigst:


  1. Langfristig investieren: Die Regression zur Mitte entfaltet die beschriebene Wirkung nicht bereits nach 1-2 Jahren. Dein Risiko senkt sich dagegen markant, wenn du 10 Jahre auf dem Börsenparkett verbleibst. Noch besser sind 13-15 Jahre. Im Umkehrschluss solltest du nie Geld investieren, das du kurzfristig braucht, z.B. um deine Miete zu bezahlen.

  2. Investiere entsprechend deinem Risikoprofil und deiner Anlagestrategie: Beim Investieren ist es von zentraler Bedeutung, dass du zu Beginn dein Risikoprofil definierst. Dieses kann sich mit zunehmender Erfahrung durchaus ändern. Sei ehrlich mit dir selbst und frage dich, ob du mit der gewählten Strategie auch während lang andauernden Krisenzeiten gut schlafen kannst.

  3. Investiere passiv in breit gestreute (gut diversifizierte) ETF's: In Beachtung der Efficient Market Theory (wonach Assetpreise alle verfügbaren Informationen widerspiegeln und in der Konsequenz kein Marktteilnehmer den Markt langfristig schlagen kann, ausser durch Glück oder Nutzung von Insider-Informationen) bieten sich Fonds an, die sich nach einem marktkapitalisierenden Index richten. Dabei investiert man nicht in einzelne Aktien, sondern in viele unterschiedliche Werte, denen ein Index zugrunde liegt. Dabei profitierst du von der allgemeinen Marktrendite, ohne dass du dein Portfolio aktiv bewirtschaften musst. Jährlich solltest du immerhin ein Rebalancing vornehmen, wo du deine ETFs mit deinen Zielen abstimmst. Wenn Du einen Robo-Advisor wie z.B. True Wealth oder Selma verwendest, übernimmt dieser für dich die Auswahl passender und günstiger ETFs und sorgt gleichzeitig auch für das Rebalancing. Deine Aufgabe ist es dann nur noch, dich zurücklehnen und mit weiteren Einzahlungen deine Investitionskapital zu mehren.


Fazit


Trotz roter Zahlen im Depot und vieler – oft reisserischen – Negativschlagzeilen sollte man Ruhe bewahren 🧘‍♀️ und an der vordefinierten Strategie festhalten. Strategietreue ist der key 🔑! Wer noch keine Strategie hat oder sich verunsichern lässt, sollte sich mit den verschiedenen Konjunkturphasen auseinandersetzen, um die Marktgeschehnisse rationaler einordnen zu können. Keinesfalls ist jetzt der Zeitpunkt, überstürzt und emotional Positionen zu verkaufen. Vielmehr braucht es für Börsenerfolge Durchhaltewillen und eine genügend breite Diversifikation. Und womöglich erkennen einige unter euch in der aktuellen Phase auch eine Chance, die genutzt werden will, um nachzukaufen oder überhaupt erst einzusteigen.

 

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